Die Idee des „Netz für Kinder“

Das Konzept des „Netz für Kinder“ bietet eine Chance für neue Erfahrungen für Eltern, Kinder und Erzieherinnen.
Die klassischen Betreuungsmöglichkeiten für Kinder trennen die Kinder in Gruppen verschiedenen Alters (Kinderkrippe, Kindergarten, Kinderhort). Das Netz für Kinder wird als besondere und alternative Ergänzung zu diesen klassischen Betreuungsangeboten gesehen – nicht als deren Ersatz. Die Idee ist die Schaffung einer familienähnlichen Gruppenstruktur, bei der sowohl Eltern als auch pädagogische Fachkräfte eine möglichst kleine Gruppe von Kindern betreuen, die im Alter zwischen 2 und 10 Jahren sind.

Die Altersmischung schafft verschiedene Möglichkeiten des sozialen Lernens. Die Befürchtung, ältere Kinder werden nicht genügend gefordert und gefördert, kann für die Praxis nicht bestätigt werden. Sowohl Geschwisterkinder, die im Netz für Kinder nicht getrennt betreut werden müssen, als auch Einzelkinder profitieren insbesondere von der Altersmischung. Zudem müssen die Kinder mit Erreichung bestimmter Altersstufen die Betreuungseinrichtung nicht immer wieder wechseln.

Eltern geben ihre Kinder im Netz für Kinder nicht einfach in einer Betreuungseinrichtung ab, sondern können nach individuellem Bedarf, Wünschen und Möglichkeiten die Betreuung ihrer Kinder mit organisieren und mitgestalten. So besteht eine familiennahe Gruppendynamik, die durch gegenseitige Kooperation, liebevolle Rücksichtnahme und durch stetiges miteinander Wachsen charakterisiert werden kann.

Das Ingolstädter „Netz für Kinder“ an der Permoserstraße

Das seit 1996 bestehende „Netz für Kinder“ befindet sich in einem der zwei Gemeinschaftshäuser der Holzbausiedlung an der Permoserstraße. Dort hat das „Netz für Kinder“ ein eigenes Haus mit Garten und Spielplatz. Es gibt zwei Gruppen mit Kindern unterschiedlicher Kulturen und Ethnien. Die Unterschiede in den Kulturen und Weltanschauungen werden für die Kinder des Netzes zum Anlass genommen, die Welt in ihrer kulturellen und sozialen Mannigfaltigkeit besser kennenzulernen und zu verstehen. Sie lernen verschiedene Sitten, Bräuche, Werte und Religionen und Lebensweisen durch gemeinsame Aktivitäten kennen. Hierbei finden spezielle interkulturelle, ethische und religiöse Bildungsangebote statt. Auch werden für Kinder und Familien mit Migrationshintergrund die Möglichkeiten zur Integration z. B. durch Sprachförderungsangebote verbessert. Damit die kulturelle Differenzierung jedoch nicht entgleitet, orientiert sich die pädagogische Arbeit im „Netz für Kinder“ an einem christlichen Weltbild. Die Kinder des Netzes an der Permoserstraße sehen sich gegenseitig in ihrer Unterschiedlichkeit und in ihren Bedürfnissen, die Großen übernehmen für die Kleineren Verantwortung und die Jüngeren lernen von den Älteren. Es gibt auch eine Maxigruppe, in der einmal wöchentlich 5 – 6-Jährige auf die Schule vorbereitet werden.

Zudem werden folgende Konzepte im Netz für Kinder – in Abhängigkeit von der Zusammensetzung der Gruppe – integriert:

Würzburger Modell Das von der Universität Würzburg entwickelte Trainingsprogramm fördert das Sprachgefühl der Kinder und beugt Schwierigkeiten beim Lesen- und Schreibenlernen in der Schule vor. Durch tägliche Übungen lernen die Kinder, auf den Klang von Lauten, Silben und Wörtern zu achten. Dabei spielen Lauschübungen und Reime eine wichtige Rolle. „Die Kinder lernen nicht Buchstaben, sondern das genaue Hinhören.“
Durch das Erkennenlernen der lautlichen Struktur der gesprochenen Sprache wird der nachfolgende Schriftspracherwerb in der Schule wesentlich erleichtert. In Langzeitstudien wurde nachgewiesen, dass durch das Trainingsprogramm einer Lese- und Rechtschreibschwäche wirksam vorgebeugt werden kann.
Komm mit ins Zahlenland „Komm mit ins Zahlenland“ ist ein ganzheitliches, offenes mathematisches Förderkonzept in der Elementarpädagogik, entwickelt von PD Dr. Gerhard Friedrich und seinem Team. Es stellt die Mathematik aus der Sicht der Kinder dar. (vgl. hierzu Informationen des Instituts für vorschulisches Lernen http://ifvl.de/)
Sismik
(nach Vorgaben des Bildungs- und Erziehungsplans des BStMAS)
„Sismik“ ist ein Beobachtungsbogen für die systematische Begleitung der Sprachentwicklung von Migrantenkindern von ca. 3 ½ Jahren bis zum Schulalter – mit Fragen zu Sprache und Literacy (kindliche Erfahrungen rund um Buch-, Erzähl-, Reim- und Schriftkultur).“ (entnommen aus: http://www.ifp.bayern.de/materialien/beobachtungsboegen.html)
Seldak
(nach Vorgaben des Bildungs- und Erziehungsplans des BStMAS)
„Seldak“ ist ein Beobachtungsbogen für die systematische Begleitung der Sprachentwicklung von Kindern, die mit Deutsch als Erstsprache (Muttersprache) aufwachsen. Der Bogen umfasst die Altersspanne von 4 Jahren bis zum Schulalter. Konzeption und Aufbau sind ähnlich wie bei Sismik.“ (entnommen aus: http://www.ifp.bayern.de/materialien/beobachtungsboegen.html)
Perik
(nach Vorgaben des Bildungs- und Erziehungsplans des BStMAS)
„Perik“ ist ein Bogen zur Beobachtung der sozial-emotionalen Entwicklung. Eine gelingende sozial-emotionale Entwicklung ist für Kinder auf verschiedenen Ebenen von besonderer Bedeutung: Sie ist die Basis für subjektives Wohlbefinden, für eine erfolgreiche Regulation von positiven und negativen Gefühlen, für befriedigende Beziehungen zu anderen Kindern und zu Erwachsenen. Darüber hinaus sind sozial-emotionale Kompetenzen wesentliche Voraussetzungen für erfolgreiches Lernen. Der Bogen erfasst sechs Basiskompetenzen: Kontaktfähigkeit, Selbststeuerung/Rücksichtnahme, Selbstbehauptung, Stressregulierung, Aufgabenorientierung, Explorationsfreude. Diese Bereiche (und die dazugehörigen Fragen) haben sich in unseren empirischen Untersuchungen als zentral erwiesen. Wichtige theoretische Grundlagen des Bogens sind: Forschung über „Seelische Gesundheit“, Resilienzforschung, Forschungsarbeiten zur Wichtigkeit sozial-emotionaler Kompetenzen für den Schulerfolg.“ (entnommen aus: http://www.ifp.bayern.de/materialien/beobachtungsboegen.html)

Ein Tag im „Netz für Kinder“ wird

  • durch Projektzeiten, die sich über einen Zeitraum von 1 – 2 Monaten erstrecken (hierbei entscheiden die Kinder selbst und demokratisch, welches Projekt sie zusammen machen wollen; diese Projekte haben immer auch einen Bildungshintergrund, z. B. Mittelalter, EM, Olympiade, gesunde Ernährung, Verkehrserziehung und vieles mehr),
  • durch Freispielzeiten,
  • durch vorgegebene und an dem Bayrischen Bildungs- und Erziehungsplan orientierte Angebote vonseiten der Erzieherinnen,
  • durch spezielle altersspezifische, gruppenübergreifende Lern- und Förderangebote,
  • durch Migrationssprachprogramme (240 Std./ Jahr) für Vorschulkinder
  • in regelmäßigen Abständen auch durch Ausflüge und Feiern / Feste,
  • durch Turn- und Tanzstunden (es besteht die Möglichkeit, eine TV-Sportanlage mit umfangreichem Angebot zu nutzen),
  • durch musikalische Gestaltung (auch musikalische Früherziehung),
  • durch tägliche Stuhl- und Gesprächskreise (dabei werden Gedichte gelernt, Lieder geübt, Rätsel geraten oder sonstige interkommunikative Tätigkeiten ausgeübt) und
  • durch gemeinsame Mahlzeiten

gestaltet.

Unser Mittagessen beziehen wir von der Cantina International (arbeit + leben Ingolstadt gGmbH). Dieses biozertifizierte Cateringunternehmen aus Ingolstadt hat sich auf die Herstellung von gesunden und leckeren Speisen für Kindergärten und Schulen spezialisiert.
Die Gerichte werden täglich frisch aus Bioprodukten zubereitet und zu uns ins „Netz für Kinder“ geliefert. 
Ergänzend besteht die Wahlmöglichkeit von Gerichten unter den Gesichtspunkten: „vegetarisch“, „Krippe“, „laktosefrei“ und „muslimisch“.

Pädagogische Kräfte

Die Betreuung im „Netz für Kinder“ wird von zwei Erzieherinnen, einer Kinderpflegerin (als Springkraft) und je einem Elternteil geleistet. Diese personelle Situation ermöglicht einen ungewöhnlich hohen Betreuungsschlüssel. Die Zusammenarbeit von Fachpersonal und Eltern ist sowohl für die Erzieherinnen als auch für die Eltern immer wieder eine neue Erfahrung, aus der beide Parteien sehr viel Erfahrungsreichtum ziehen. Die pädagogischen Fachkräfte nehmen darüber hinaus regelmäßig an Fortbildungsmaßnahmen teil, um auf der fachlichen Ebene neue Impulse in die Gruppen zu bringen.

Öffnungs- und Betreuungszeiten

Die Öffnungszeiten werden an die Bedürfnisse der Eltern jährlich neu angepasst. Derzeit ist das Netz für Kinder täglich zwischen 7:30 Uhr und 16:30 Uhr geöffnet. Nach BayKiBiG (Bayrisches Kinderbildungs- und Betreuungsgesetz) haben die Eltern die Möglichkeit, flexible Betreuungszeiten für ihr Kind zu wählen. Die Aufnahme neuer Kinder erfolgt das ganze Jahr für Kinder aus ganz Ingolstadt.

Vernetzung mit anderen Organisationen

Aufgrund der Heterogenität der Gruppen im Netz für Kinder wird mit folgenden Organisationen zusammen gearbeitet:

  • Jugendamt der Stadt Ingolstadt, Bayrischem Landesjugendamt und Ministerium für Arbeit und Soziales in München
  • Sonderpädagogische Dienste
  • Grundschulen
  • Sozialamt und gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaften
  • Andere Krippen, Kindergärten, Schulen und Horte
  • Frühförderungsstellen und Staatsinstitut für Frühpädagogik(IFP)
  • Gesundheitsamt
  • Sozialdienst der Stadt Ingolstadt
  • Beratungsstellen (z. B. Erziehungsberatungsstellen)

und vielen weiteren sozialen Einrichtungen.

Rund ums Finanzielle

Die Finanzierung des Netz für Kinder, also die laufenden Kosten für Erzieherinnen und Räumlichkeiten werden durch Zuschüsse von Staat und Kommune mitfinanziert. Daneben leisten Eltern einen monatlichen Beitrag, der sich nach den vereinbarten wöchentlichen Buchungszeiten richtet.

Täglich gebuchte Zeit in Stunden Kindergarten Hort Krippe
mehr als 1 bis 2 Stunden   49 100
mehr als 2 bis 3 Stunden   69 130
mehr als 3 bis 4 Stunden 95,50 84 161
mehr als 4 bis 5 Stunden 105,50 102 194
mehr als 5 bis 6 Stunden 115,50 122 226
mehr als 6 bis 7 Stunden 125,50 135 256
mehr als 7 bis 8 Stunden 135,50 153 288
mehr als 8 bis 9 Stunden 145,50 173 323

* monatliche Beitragssätze gelten ab September 2019

Hinzu kommen die Unkosten für Verpflegung (monatlich 63,13€ für Essen, 3€ für Getränke) und 5€ Spielegeld, wobei das „Netz für Kinder“ nicht nur in diesem Punkt zu den günstigsten in ganz Ingolstadt gehört.

Kontakt

„Netz für Kinder“
Permoserstraße 61
85057 Ingolstadt
Tel. und Fax: 0841 / 48 35 60